Dämonenkiller

Interview mit FRANK REHFELD


(aus: The Miscatonic Mirror #15 vom März 1991)



Guido Latz: Frank, Du wurdest am 14.11.1962 geboren und zählst zu den eher jüngeren Autoren der Phantastischen Szene in Deutschland. Bevor ich näher auf Dein Schaffen als Schriftsteller eingehe; erzähle doch erst einmal von Deiner "Jugend", was Du vor Deinem ersten veröffentlichten Roman gemacht hast.

Frank Rehfeld: Nicht viel, was die Leser interessieren dürfte. Sigmund Freud zum Trotze habe ich mich nicht in meine Mutter verliebt, da ich auf Nekrophilie nicht so sehr stehe, statt dessen bin ich zur Schule gegangen, habe vom Klassenstärksten Prügel bezogen, mich erfolglos in das schönste Mädchen der Umgebung verliebt und meine Lehrer bestochen und erpreßt, mir halbwegs gute Abi-Noten zu geben. Nebenbei habe ich mein Taschengeld in diversen Kneipen mit Kartenspielen aufgebessert, die spießigen Nachbarn terrorisiert, meine sogenannte Unschuld verloren und nach dem ersten Besäufnis furchtbar gekotzt. Also eine stinklangweilig normale Zeit. Da unser Keller betoniert war, konnte ich dort nicht mal ein paar Leichen in Schleusen für den Panama-Kanal vergraben, wie es gewissen alte Tanten zu tun pflegen.

Guido: Dein erster Roman war der SILBER GRUSEL KRIMI No. 427: "Das unheimliche Glasauge". Wie kam der Kontakt mit dem Zauberkreis Verlag damals zustande? Hast Du Dich direkt an den Verlag gewandt, oder hast Du es über eine Agentur versucht? Wie wurden die ersten Romane vom Verlag bewertet?

Frank: Angeregt durch Sinclair, Zamorra und ein paar anderen Serien habe ich Mitte 1979 meinen ersten Horror-Roman geschrieben. Da die Serien, die ich las, alle aus dem Bastei-Verlag kamen, war es klar, daß ich auch dort versuchte, ihn anzubieten - und ihn prompt als unbrauchbar zurückbekam. Das Spielchen ging noch rund vier Jahre so weiter, bis ich mir sagte, daß ich dem entsprechenden Lektor nun genug auf die Nerven gefallen wäre und erstmals ein Manuskript an Zauberkreis schickte.eben das berüchtigte "Das unheimliche Glasauge", das damals noch "Entführung in die Schattenwelt" hieß. Die Reaktion war recht positiv, und nachdem ich den Roman noch zweimal umarbeitete, wurde er schließlich angekauft, wobei ich noch das Glück hatte, daß man mir auf Anhieb ein eigenes Pseudonym zugestand.
Mit Agenturen habe ich bislang nie zusammengearbeitet, da mir gerade die geschäftliche Seite, die Kontakte zu den Verlagen, besonders wichtig waren, da sie ein Gegengewicht zu der einsamen Arbeit des Schreibens darstellen.

Guido: Nachdem der Zauberkreis Verlag von Pabel geschluckt wurde, kam in dieser Reihe nichts mehr von Dir. Was hast Du direkt hiernach gemacht?

Frank: Das stimmt nicht so ganz. Zwei Romane von mir sind noch bei Pabel erschienen. Daß es nicht mehr geworden sind, liegt zum einen daran, daß die Serie bald darauf eingestellt wurde, und man vorher kaum noch etwas angekauft hat, um den Manuskriptberg abzubauen, und zum zweiten daran, daß ich in der Zwischenzeit bei Bastei recht gut Fuß gefaßt hatte, wo der Kontakt zu den Redakteuren immer wesentlich persönlicher war, und zwischen der Einsendung eines Manuskripts und dem Ankauf meist nur wenige Tage vergingen, während sich das bei Zauberkreis manchmal über Monate hinzog. Ich war aber auf raschen Erhalt der Schecks angewiesen, da ich zu dieser Zeit gerade angefangen hatte, hauptberuflich zu schreiben. Bei Bastei habe ich hauptsächlich für die Soft-Grusel-Romane, sprich Melissa und Mitternachts-Roman gearbeitet, deren Konzept mir auch insofern mehr entgegenkam, daß mehr Wert auf das unheimliche Element, die Atmosphäre gelegt wurde, während die Horror-Hefte ja zum größten Teil auch keinen richtigen Horror darstellen, sondern verkleidete Krimis sind, wo statt auf einen Mörder eben Jagd auf einen Vampir oder sonst einen Dämon gemacht wurde, und die unheimliche Stimmung von ständigen Action-Szenen ziemlich erschlagen wurde. Ich glaube, gerade diese Stimmungsmalerei, das Aufbauen einer unheimlichen Atmosphäre, kommt mir heute noch zugute, und ich habe die meines Erachtens gruseligsten Szenen meines bisherigen Schaffens dafür geschrieben.

Guido: Du hast ja auch an einigen anderen Projekten in der Zwischenzeit mitgearbeitet, ich denke hier an den "Hexer", "Star Gate", einige Soft-Romane. Wenn Du an die 'alten' Zelten zurückdenkst, hattest Du da eine Lieblingsserle?0der ist es bei Dir ähnlich, wie bei Kurt Luif, und Dir mehr oder weniger egal, was Du schreibst?

Frank: Egal ist es mir bestimmt nicht, aber wenn man als freiberuflicher Autor auf diesem Gebiet überleben will und nicht gerade die eine eigene Serie bekommt, muß man immer wieder auch mal Romane schreiben, bei denen man nicht mit ganz so großem Feuerelfer bei der Sache ist, wobei ich das Insofern einschränken muß, daß ich nie Texte geschrieben habe, die ich mit meinem Gewissen nichtvereinbaren konnte. Beispielsweise hätte man mir noch so viel Geld für einen Landser-Roman bieten können, davon hätte ich trotzdem die Finger gelassen.
Als eine Art Lieblingsserie von mir könnte man Star-Gate betrachten, da sie wesentlich stärker als alle anderen "mein Kind" war. Sie wurde von mir und den drei anderen Autoren (W.K. Giesa, Uwe Anton und W.A. Hary - Anm.d.Red.), sowie den beiden Herausgebern (die auf dem Gebiet noch Amateure und gerade deshalb mit Feuerelfer bei der Sache waren) von Grund auf konzipiert. Das war ein phantastisches Teamwork, das ich in dieser Form bislang bei keiner anderen Serie erlebt habe. wobei ich als Expose-Autor immer noch besonderen Einfluß auf den roten Faden hatte und verstärkt eigene Ideen unterbringen konnte. Daß dieses Projekt ein so frühes Ende nahm, tut mir sehr leid, und ich trauere der Serie noch heute hinterher, vor allem, da wir mit den ersten Bänden ja gerade erst die Weichen für die eigentliche Entwicklung gestellt hatten. In allen anderen Serien erschienen mehr oder weniger abgeschlossene Einzelromane (Mitternacht, Melissa, Fantasy), oder ich bin (wie beim Hexer) in eine bereits laufende Serie eingestiegen, auf deren Konzept ich zwar auch ein bißchen Einfluß nehmen konnte, die aber nicht von mir mit aus der Taufe gehoben wurde.

Guido: Schreibst Du z.Zt. überhaupt noch Heftromane? Und welches Genre ziehst Du persönlich vor. SF, Fantasy oder Horror?

Frank: Vor ein paar Wochen erst habe ich einen neuen Trucker-King-Roman geschrieben (Band 112), meinen sechsten für diese Serie, aus der ich mich aus Zeitgründen damit leider gleichzeitig weitgehend verabschieden mußte. Auch zum Mitternachts-Roman bin ich schon seit über einem Jahr leider kaum noch gekommen, und vom Heimat-Roman habe ich mich nach ein paar Bänden ebenfalls wieder zurückgezogen. Zur Zelt schreibe ich also keine Hefte mehr.
Welches Genre ich vorziehe, kann ich letzlich schlecht sagen. SF und Fantasy habe ich im Heftbereich ja nur sehr wenig geschrieben und tendiere eigentlich eher zum Horror, weil ich damit angefangen habe und dort auch ein wenig meine Wurzeln sehe.

Guido: Kommen wir zu Deinem Fantasy-Zweiteiler "ARCANA". Über Wolfgang Hohlbein hattest Du sicherlich schon einen gewissen Bekanntheitsgrad bei der Fantasy-Redaktion des Goldmann-Verlages. Mal ehrlich: Wäre "ARCANA" auch dann angekommen, wenn Du vorher nicht mit Wolfgang für Goldmann zusammengearbeitet hättest?

Frank: Vermutlich nicht, aber die Entwicklung verlief etwas anders. Ich hatte ja mit Wolfgang insgesamt fünf Taschenbücher um Garth 8 Torian geschrieben, und wir hatten mündlich bereits den Auftrag für sechs weitere bekommen, der jedoch platzte. Die Bände haben sich nicht schlecht verkauft (teilweise in zweiter und dritter Auflage erschienen), entsprachen aber nicht ganz den Verkaufs-Erwartungen, die der Verlag mit dem Namen Hohlbein verknüpfte, zumal die Bände immer etwas im Schatten des Enwor-Zyklus standen. Anstatt nun mit Garth & Torian weiterzumachen, entschloß man sich, mir als Autor eine eigene Chance mit einem völlig neuen Zyklus zu geben. Dabei sollte es sich ursprünglich ebenfalls um reine Abenteuer-Fantasy handeln (deshalb die Ankündigung im Prospekt "Abenteuer-Fantasy für Jugendliche") und - vorausgesetzt die Verkaufszahlen würden stimmen - sollte der Zyklus auch längere Zeit laufen. Beim Schreiben entwickelten sich die Romane aber in eine völlig andere Richtung. Das merkt man schon am Umfang, denn ursprünglich sollten die Romane nur je 200 Manuskriptseiten haben. Der Verlag hat erst mal ziemlich geschluckt, als er statt dessen zwei dicke Ordner auf den Tisch geknallt kriegte.
Natürlich ist die Handlung trotzdem abenteuerlich, aber ich glaube, daß ich darüber hinaus noch eine Menge anderer Elemente eingebracht habe, z.B. moralische Fragen, über die man auch nachdenken kann, und die über eine "reine" Fluchtlektüre hinausgehen.
Garth & Torian zum einen, und die Arcana-Bände zum anderen, haben mir mittlerweile allerdings ihrerseits auch wieder zum Sprung zu anderen Verlagen verholfen, aber das sind größtenteils Projekte unter Pseudonym.

Guido: Im Gegensatz zu den Romanen von Wolfgang Hohlbein spielt ARCANA nicht auf der Erde, sondern tatsächlich auf einem anderen Planeten, was ich persönlich gut finde. Auch "stolpern" die Helden nicht von einer Kampfszene in die nächste, fallen nicht dauernd in Ohnmacht etc. Meinst Du auch, daß Du Dich mit diesem Zweiteller endgültig von der Schreibweise Hohlbeins gelöst hast? Glaubst Du, daß dieser Stil, der trotzdem noch sehr spannend ist. Dich in Zukunft begleiten wird, oder glaubst Du, daß Du vielleicht noch einen Schritt welter in Deiner ‘Entwicklung‘ machst?

Frank: Es wäre ja schlimm, wenn ich auf diese Frage mit "Nein" antworten würde. Schreiben ist für mich ein Prozess ständiger Wandlung und Entwicklung, und wenn dieser zum Stillstand käme, könnte ich mich genausogut ans Fließband stellen und dort irgendwelche völlig monotone Arbeiten verrichten. Ich habe das Schreiben immer als mehr als nur irgendeine Arbeit zur Bestreitung meines Lebensunterhalts gesehen, und so etwas hätte mit Literatur nichts mehr zu tun, auch wenn ich zugeben muß, daß die meisten von mir bislang veröffentlichten Texte alles andere als literarisch sind. Aber dafür bin ich ja - worauf Du selbst am Anfang hingewiesen hast - ein ziemlich junger Autor und stehe erst am Anfang meiner Entwicklung.
Als ich meine ersten Romane schrieb, waren diese nicht viel mehr als Nachahmungen der populären Horror-Heftserien. Einen ersten entscheidenen Einschnitt stellte die Mitarbeit am Hexer dar, wo ich mich plötzlich intensiv mit Wolfgangs wesentlich komplexerem Stil auseinandersetzen und versuchen mußte, ihn zu kopieren, was mir zumindest im zweiten Anlauf (in den 40iger Bänden: 43, 46, 47, 48) einigermaßen gelungen ist. Ebenso war es bei anderen gemeinsamen Projekten, z.B. Garth & Torian, bis ich schließlich vor dem Problem stand, zwar mehr oder weniger (je nach Geschmack) gute Kopien von Wolfgang Hohlbein zu schreiben, von der Ausprägung eines eigenständigen, individuellen Stils aber kaum die Rede sein konnte. Obwohl sich in den Arcana-Romanen immer noch viele Elemente von Wolfgangs Schreibe wiederfinden, glaube ich aber schon, daß ich damit einen wichtigen Schritt in Richtung Eigenständigkeit getan habe.

Guido: Ist der Ken Randall aus ARCANA mit dem aus "Star Gate" identisch, oder handelt es sich hierbei um eine "zufällige" Namensgleichheit?

Frank: Das war im Grunde nur ein kleiner Gag am Rande. Ich brauchte einen Namen für Aylons raumfahrenden Vater von der Erde und habe ihn deshalb kurzerhand Ken Randall genannt, da Star-Gate bislang mein einziges SF-Projekt war. Konzeptionelle Rückschlüsse lassen sich aus diesem Scherz bestimmt nicht ziehen, und die Tore stellen auch keine Star-Gate-Transmitter dar.

Guido: Ist die ARCANA-"Saga" jetzt beendet, oder glaubst Du, daß es weltergehen wird (was wohl von den Verkaufszahlen abhängen dürfte)? Wie stellst Du Dir eine Fortsetzung generell vor? Ganz neue Abenteuer, oder den Kampf gegen die Dämonen und die Suche nach den Toren? Handelt es sich bei den Toren vielleicht um Transmitterstationen?

Frank: Vor kurzem habe Ich beim Verlag angerufen und ein grundsätzliches Interesse an Fortsetzungen bekundet. Konkret kann ich dazu jedoch noch nichts sagen, da eine Antwort noch aussteht. Aufgrund mehrerer Lektoratswechsel innerhalb kurzer Zeit herrschte dort ziemliches Chaos, unter dem leider auch die Bearbeitung und Präsentation der Arcana-Bände gelitten haben. Natürlich wird der Verkaufserfolg eine wichtige Rolle spielen. Zwar bekomme ich die genauen Abrechnungen erst in den nächsten Wochen, aber nach allem, was ich bisher gehört habe, scheinen sie ganz eträglich zu sein, und es wurden auch bereits Lizenzen ins Ausland verkauft, was für deutsche Autoren noch nicht gerade die Regel ist.
Grundsätzlich sehe ich die Geschichte Aylons noch lange nicht abgeschlossen, eigentlich sind die ersten beiden Bände ja auch nur ein einziger großer Roman, den man unter die Überschrift "Fall from innocence" setzen könnte. Aylon, der in der relativ heilen Umgebung einer Klosterburg aufwächst, muß erleben, wie seine Ideale und Wertmaßstäbe immer mehr zerbrechen, je mehr er von der wirklichen Welt außerhalb seiner Bücher kennenlernt, bis er immer mehr zu einem zynischen Außenseiter wird. Diese Entwicklung geschah fast von allein, geradezu gegen meinen Willen, aber sie fand nun einmal statt, und sie hat gerade erst begonnen. Da mich das Böse schon immer mehr interessiert hat, als das Gute, und da gute Literatur meines Erachtens stets auch subversiv sein, d.h. die vorherrschenden Werte, Moral Vorstellungen, Tabus etc. in Fragen stellen sollte, werde ich diese Richtung auf alle Falle bei eventuellen Fortsetzungen beibehalten und ausbauen.
Aylon wird Erfahrungen und Wissen sammeln, um sein Handeln danach auszurichten, insofern handelt es sich also um einen klassischen bürgerlichen Bildungsroman, wenn auch im phantastischen Gewand und mit Werten und einem Ziel der Entwicklung, das dem bourgeolsen Weltbild krass entgegensteht.
Noch vor einigen Jahren habe ich die Menschheit mit Bedauern als eine auf Dauer zum Untergang bestimmte Spezies gesehen. Daran hat sich nur Insofern etwas geändert, daß das Bedauern mittlerweile einem zynischen, klammheimlichen Vergnügen gewichen ist, ein paar Jahrzehnte lang das Spektakel einer Zivilisation miterleben zu dürfen, die in immer rasenderem Tempo der Apokalypse entgegentaumeJt und dabei auch noch ausgesprochen glücklich zu sein scheint. Wie soll man da noch Mitleid empfinden? Soll die Menschheit noch eine Chance haben, muß meines Erachtens erst einmal diese von Dummheit und Seibstzerfleischung geprägte Gesellschaft zerschlagen werden, damit es die Chance für einen Neuanfang gibt, wobei natürlich noch die Frage offenbleibt, ob man einem so abgrundtief destruktiven und zugleich heuchlerischem Volk wie der Menschheit überhaupt eine zweite Chance wünschen sollte.
Mögen Kritiker dieses Weltbild auch als inhuman oder menschenverachtend bezeichnen, ich halte es für realistisch. Wenn es um Horror oder Fantasy geht, sehe ich meine Sympathien nieist auf Seiten der Monster, weil sie der Menschheit im literarischen Spiegel meist ihr eigenes Bild vorhalten, das nur keiner so gerne sieht. Ich glaube, das ist der Knackpunkt jedes guten Horrors. Natürlich tötet ein Vampir andere Menschen, aber dafür ist er auch faszinierend unsterblich, und seine Opfer werden es auch. Tut er ihnen also nicht im Grunde Gutes? Es kommt immer nur auf den Standpunkt,auf die zugrundeliegenden Werte an. Ist nicht der Vampir, der nur tötet, um selbst zu überleben, letztlich humaner, als der Schreibtischtäte ini Nadelstreifenanzug, der aus purem Gewinnstreben tausende Menschen gefährdet, indem er ungenügend gesicherte Chemie - oder Atomkraftwerke betreibt? Wie gesagt, mir sind die Monster sympathischer. Insofern ist es auch ganz interessant, daß dieses Interview ausgerechnet in einem H.P. Lovecraft gewidmetem Zine erscheint, da seine und meine Vorstellungen vom Horror eigentlich grundlegend auseinanderklaffen. Während er über Irgendwelche Monster aus der Vergangenheit und von jenseits der Sterne schreibt, ist für mich der Mensch das schlimmste Monster. Der Teufel kommt nicht aus der Hölle, sondern aus uns selbst. Während die Magie bei Lovecraft - geprägt durch ein sehr konservatives Weltbild - meist etwas Verderbliches darstellt und das Streben nach zuviel "verbotenem" Wissen in den Untergang führt, ist das Übernatürliche für mich eher ein Vehikel zur Befreiung aus gesellschaftlichen Normen und Zwängen, auch wenn es frei- lich viele Gefahren birgt.
Das meine ich damit, wenn ich von der Wandlung Aylons in einen eher finsteren Helden in der Tradition Elrics oder Kanes spreche. Meine Vorstellungen fließen natürlich auch zum Teil in den Arcana-Zyklus und andere Bücher ein, die ich noch zu veröffentlichen hoffe. Das ist auch - neben dem akuten Zeitmangel - einer der Gründe, weshalb ich trotz zahlreicher Angebote kaum noch auf dem Heftmarkt tätig bin. Ich habe immer mehr Probleme, mich mit dieser Art von "Heiler Welt" und den kitschigen Happy-ends zurechtzufinden.
Die Dämonen will ich nur im Hintergrund lassen, da sie mir als Hauptthema zu abgedroschen erscheinen. Aber da ist ja noch Aylons geheimnisvolle Mutter, und vor allem gibt es noch genügend Fragen, die die Dämmerschmiede und ihre unbekannten Erbauer betreffen, die in engem Zusammenhang mit den Toren und auch Mithyr stehen, das ich mir wesentlich bedeutender und größer vorstelle, als es bislang beschrieben wurde, wobei die zum Teil widersprüchlichen Beschreibungen und Mythen im zweiten Band durchaus beabsichtigt sind, da auch die handelnden Personen bislang kaum etwas Konkretes darüber wissen. Ich gebe allerdings zu, daß ich durch den Film "Hellraiser 2 - Hellbound"(nur in der ungekürzten englischen Fassung genießbar), dazu inspiriert worden bin. Einen entsprechenden Hinweis habe ich ja auch eingebaut, wenn man nämlich den Namen von Aylons Führer durch Mithyr rückwärts liest. Das sollte man übrigens überhaupt bei einigen vorkommenden Namen machen, und wenn man den Namen der mächtigsten Clansburg etwas anders, nämlich mit nur drei Buchtstaben schreibt, kommt da ebenfalls ein nicht ganz unbekannter Begriff heraus. Aber auch das sind nur kleine Gags am Rande.

Guido: An welchen Projekten arbeltets Du zur Zelt? Wird in absehbarer Zeit etwas neues von Dir erscheinen?

Frank: Klar doch - hoffe ich jedenfalls. So arbeite ich in letzter Zelt hauptsächlich an einer regelmäßig erscheinenden Buchserie, die unter Pseudonym erscheint und einen Großteil meiner Arbeitszeit in Anspruch nimmt. Da diese aber völlig außerhalb der Phantastik liegt und außerdem etwas ganz anderes als so ambitionierte Projekte wie der Arcana- Zyklus ist, möchte ich dieses Pseudonym allerdings zumindest vorläufig noch nicht lüften. Ich hoffe, man verzeiht mir.
Was nun Arbeiten unter eigenem Namen angeht, erscheinen gelegentlich in Illustrierten Kurz-Krimls von mir. Auch habe ich bereits seit geraumer Zeit einige hundert Selten eines Horror-Romans im Computer,den ich fertigschreiben will. sobald es meine Zeit zuläßt, ebenso verhält es sich mit der Idee zu einem weiteren. Wolfgang Hohlbeins Ver-kaufserfolg "Magog" hat die Verlage hoffentlich etwas für deutschen Horror sensibilislert, so daß es auch hier Möglichkelten zur Veröffentlichung gibt.
Dann stehen, wie schon erwähnt, eventuelle weitere Arcana-Bände im Raum, vor ein paar Tagen hat mich Michael Schönenbröcher von Bastei entgegen allen Vorsätzen zu einem weiteren Trucker-King überredet, und ich knobele nebenbei an einem Krimi/Thriller/Action-Taschenbuchzyklus. Das reicht erstmal für die nächste Zeit.

Soweit das Interview mit Frank Rehfeld. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals für die Antworten bedanken, die für meinen Geschmack sehr ausführlich waren und nicht in den üblichen Blablablas ausuferten. Nach seinen Lieblings... habe ich Frank auch nicht gefragt. Es ist natürlich edauerlich, daß ich nicht nachhaken konnte, da das Interview auf Briefbasis geführt wurde, d.h., ich schickte Frank die Fragen zu, und er antwortete. Sieben Seiten sind in meinen Augen genau richtig, nicht zu kurz, nicht zu lang. Schreibt mir doch mal, wie‘s Euch gefallen habt, und nehmt vielleicht auch Stellung zu den von Frank geäußerten Ansichten. Platz ist dafür immer da. Gekürzt habe ich übrigens nichts.


foltom dankt: Danke Guido, dass Du uns dieses Interview hast zukommen lassen! :-)
Arkham