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(c) Brian Lumley
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Biografie:

Brian Lumley wurde am 2. Dezember 1937, als Sohn eines Minenarbeiters, in Horden, einem Kohlebergwerkdorf im County Durham, England, geboren. 1946 bekam er die schlechtesten Noten in seiner Englischklasse und, als er seinem Lehrer erzählte er wolle Schriftsteller werden, wurde ihm nahe gelegt doch besser seinem Vater zu folgen und Minenarbeiter zu werden.

Im Alter von einundzwanzig wurde er zum "Dienst für‘s Vaterland" berufen und der Royal Military Police zugeteilt. Das nächtliche Ritual, die Beobachtung von Flüchtlingen die im Stacheldraht der Berliner Mauer gefangen wurden, boten ihm eine bittere Motivation zum schreiben. Diese kalten Nächte verbrachte er mit der Literatur die er liebte - Horror. Mitte der 70er war er Quartiermeister von Edinburgh Castle.

12 Jahre, bis er die britische Armee verließ, schrieb er die Art phantastischer Geschichten, die ihn als Kind schon fasziniert hatten. Noch während er in Westdeutschland diente, brachte der amerikanische Verlag Arkham House drei seiner Geschichten heraus. Nachdem er die Armee verlassen hatte, wurde er Sicherheitsmann in einem Geschäft in der Londoner Oxford Street und schrieb immer noch die Horrorstories von denen er hoffte, sie könnten ihn eines Tage ernähren. 1984 zog er von South Devon nach Torquay - vier Jahre bevor er sich dazu entschloß nur noch zu schreiben.

Viele seiner frühen Werke waren stark von H.P. Lovecraft beeinflußt und "Cthulhu Mythos" Imitate, was ihn bei den Lovecraft-"Experten" nicht gerade beliebt machte. Die vierbändige "DREAMSCAPE"-Reihe (Hero of Dreams, Ship of Dreams, Mad Moon of Dreams und Iced on Aran) basierte auf Lovecrafts Dreamquestgeschichten. Es war eine moderne Interpretation der Idee, mit einem Helde der in dieser Traumwelt, in der Inseln, leichter als Luft, fühlende riesige Bäume und fantastische Abenteuer beheimatet waren, gefangen war.

Seine Karriere als Top-Horror-Autor begann 1984 mit der Veröffentlichung von PSYCHOMECH, letztlich dann eine Trilogie, in England. Aber Bestseller-Status erreichte er 1986 mit dem ersten Band der NECROSCOPE-Reihe. Dieses Buch war Lumleys Durchbruch. Harry Keogh, der Held der Necroscope-Reihe, nutzt seine einmalige Fähigkeit um eine epische Schlacht gegen die Vampire zu führen, die eine Jagd auf die Lebenden und Toten eröffnen. Die Inspiration zu NECROSCOPE kam Lumley, als sein Vater starb und er sich wünschte, dass er noch einmal mit ihm sprechen könnte. Diese Idee ließ ihn nicht los und entwickelte sich zu der Figur Harry Keogh - dem Mann, der mit den Toten spricht.

Der schnelle Erfolg von "NECROSCOPE" führte zu vier weiteren Büchern der Reihe: "Wamphyri!," (Vamphyri!), "The Source," "Deadspeak," und "Deadspawn". Deren Erfolg wiederrum führt zu der grossen "VAMPIRE WORLD"-Trilogie: "Blood Brothers," "The Last Aerie," und "Bloodwars," sowie später zu den zwei Bänden "THE LOST YEARS" auf welche die bald abgeschlossene "E-BRANCH"-Trilogie folgte.
Zusätzlich gab es Comics, ein Rollenspiel und Sammlerfiguren zu den Charakteren aus der NECROSCOPE-Reihe.

Andere Bücher von Brian sind House of Doors (zu dem kürzlich eine Fortsetzung in England und den USA veröffentlicht wurde), Demogorgon, sechs Romane der TITUS CROW-Reihe, vier der DREAMLAND-Reihe, die Psychomech Trilogie, diverse weitere Romane und über 100 Kurzgeschichten -- eine davon Fruiting Bodies gewann sogar den British Fantasy Award 1989. Kurz darauf, 1990, wählten ihn die Leser des "Fear Magazine" zum best etablierten Genreautor.
Eine weitere Kurzgeschichte Necros, wurde von Ridley Scott für die TV-Serie THE HUNGER adaptiert und Brians Kurzgeschichten wurden häufig in die Anthologien der "The Year‘s Best Horror" Reihe aufgenommen. Auf der "World Horror Convention" 1998 in Phoenix, Arizon, erhielt Brian in Anerkennung seiner Arbeit, den im Horrorgenre begehrten "Grand Master Award".

Lumleys Popularität stammt sicher auch von seiner Fähigkeit, verschiedenste Genres in seinen Romanen zu verarbeiten, sowohl Horroa, Science-Fiction oder Fantasy, als auch Spionagethriller. Er hat über 40 Romane und einige Sammlungen von Kurzgeschichten geschrieben.
Zur Zeit ist er der Präsident der "Horror Writers of America". Er besucht jährlich eine große Anzahl von Konventions um seine Fans zu treffen, deren Anzahl stetig steigt und ihn zu einem der populärsten Autoren des Genres machen.


 

Interview mit dem Autor:

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Leben unter dem Necroscope: Interview mit Brian Lumley

Während seiner Profikarriere hat Brian Lumley mehr als 40 Bücher geschrieben und ist wahrscheinlich einer der populärsten Autoren der "Dark Fantasy".

Nachdem er - in seiner Militärzeit - eine Sammlung von H.P. Lovecraft Geschichten entdeckt hatte, schrieb Brian Lumley einige Romane in denen er Lovecrafts "Cthulhu Mythos" mit seinem eigenen Stil verband. Als er sich vom Militär zurückzog um Vollzeitautor zu werden, schuf Lumley seinen eigenen Mythos, in dem er geschickt Elemente aus Horror, Science-Fiction, Mystery und sogar Spionageromanen kombinierte. Seine berühmteste Reihe, NECROSCOPE, dreht sich um einen Vampirjäger namens Harry Keogh, der tatsächlich mit den Toten sprechen kann. Lumley sprach mit Stanley Wiater in Devon, England, wo er gerade an dem - wie er behauptet - letzten Band der Bestsellerserie NECROSCOPE arbeitet.

Amazon.com: Dein amerikanischer Herausgeber hat soeben Maze of Worlds herausgegeben, die Fortsetzung zu dem Roman The House of Doors, der 1990 erschien. Wie kamst Du dazu gerade diese Fortsetzung zu schreiben?

Brian Lumley: Nun es verlangte geradezu nach einer Fortsetzung, nachdem ich House of Doors vor acht Jahren mit einem offenen Ende schrieb. Ich war sehr glücklich mit dem ersten Buch, aber ich hatte einfach nicht Möglichkeit dorthin zurück zu kehren. Nachdem ich nun die beiden "Lost Years" Romane beendet hatte -- die Zeit in Harry Keoghs Leben, die bisher "leer" war -- benötigte ich einfach mal wieder einen Richtungswechsel. Nur eine kleine Pause von NECROSCOPE. Es gibt noch viel mehr zu der NECROSCOPE-Welt zu erzählen, aber ich brauchte einfach diese Unterbrechung um neue Ideen zu gewinnen. Das war eigentlich der Hauptgrund -- aber ich war sehr glücklich mit den Ergebnissen.

Amazon.com: Ist es an diesem Punkt Deiner Karriere überhaupt noch möglich einen Einzelroman zu schreiben? Oder besteht nicht eher von Seiten der Fans und Herausgeber das "höfliche Verlangen" alles in mehrere Bände, in Serien zu erweitern, so wie es ja äußerst erfolgreich mit der NECROSCOPE-Reihe geschah?

Lumley: Ich bin mir nicht sicher, aber das könnte letztlich für alle Schriftsteller zutreffen. Aber wenn ich etwas fertigstelle, was mich zufriedenstellt, dann bin ich mir verdammt sicher, dass auch das Publikum zufrieden ist. Wenn ich etwas schreibe, das mich zum Weinen bringt, dann bin ich ebenso sicher, dass es auch das Publikum in eine entsprechende Stimmung versetzen wird. Und wenn aufstehen und dem Helden applaudieren möchte, weiß ich, dass sie das auch tun werden. Ich habe andere Serie geschrieben, aber speziell mit der NECROSCOPE-Reihe glaube ich mit den Lesern auf einer Linie zu stehen. Ich weiß was er will, was er erwartet. Ich habe eine Ebene erreicht auf der ich sagen kann, "Nein, das ich nicht richtig. Das ist nicht gut genug!" Wenn man also schreibt und diese Ebene erreicht hat, wäre es dumm sie wieder zu verlassen, nachdem man eine solche Beziehung hergestellt hat, wie ich sie mit dieser Serie habe. Es ist natürlich auch ein wichtiger Punkt, dass diese Reihe so hervorragend läuft...! August Derleth riet mir einst (ich hatte ihm eine Geschichte geschickt in der Titus Crow starb, glücklicherweise wurde sie nicht veröffentlicht; sie ist verloren): "Töte niemals einen Helden. Man sollte beachten, was Conan Doyle passierte, als er Sherlock Holmes tötete -- er mußte ihn zurückbringen." Und Derleth hatte verdammt recht! Man tötet einfach keine guten ‘Dinge‘. Töte die bösen Jungs, mit allen Mitteln die zur Verfügung stehen. Aber wenn etwas gut läuft, lass es laufen! Natürlich möchte auch jeder Schriftsteller von etwas leben. Auch ich möchte meinen Lebensunterhalt verdienen. Und die Leute warten auf diese Geschichten. Letztlich hast Du recht -- es ist schwierig aus diesem Kreis, Reihen zu schreiben, zu entkommen.

Amazon.com: Hattest Du jemals das Gefühl das Dir jemand eine Waffe an den Kopf hält und von Dir verlangt X Wörter pro Tag und Z Bücher im Jahr zu schreiben?

Lumley: Bis jetzt ist es noch nicht so weit. Noch nicht. Keiner braucht mir eine Waffe an den Kopf zu halten, die Ideen sind immer noch da. Aber mir ist natürlich bewußt, dass mir irgendwann einmal die Ideen ausgehen werden. Tatsächlich werde ich sie -- selber -- zu einem Ende bringen, mit der Beendigung der neuen NECROSCOPE-Reihe. Aber es sind noch zwei Bücher zu schreiben und dann... ich weiß es nicht. Möglicherweise -- ich kann das nicht sicher sagen -- aber vielleicht habe ich dann das Ende der Fahnenstange erreicht. Natürlich muß ein Schriftsteller schreiben um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nunja, ich muß das nicht mehr. Ich weiß, das klingt schrecklich, aber es ist wahr!

Amazon.com: Aber selbst wenn es so wäre, warum forderst Du dann immer noch selbst so viel von Dir?

Lumley: Nochmal, es ist nicht so, dass mir jemand eine Waffe an den Kopf hält... aber es gibt eine Gruppe loyaler Anhänger die mehr wollen... mehr meiner Arbeit. [kichert] Vielleicht ist es so wie mit dem Farmer den man fragt warum er immer noch die Schweine füttert, obwohl er genug Geld auf der Bank hätte um das nicht mehr tun zu müssen. Aber es gibt da ein Dorf, die Straße runter, und die lieben sein "hausgemachten" Schweinespeck. Das gibt einem doch eine Ahnung davon, warum er es doch tut. Was ich sagen möchte ist, dass ich immer noch meine Schweine füttere, weil meine Leser immer noch meinen "hausgemachten Speck" wollen. Und nachdem ich dieses Verlangen nicht heilen kann, gebe ich ihm weiter nach. Sollte ich allerdings jemals eine Ladung "ranzigen Speck" abliefern werde ich aufhören. Ich werde wissen, wann ich Schluß machen muss. Ich werde wissen, wann die Ideen nicht mehr "frisch" genug sind. Weißt Du, ich habe Schriftsteller sagen hören, "Oh, ich möchte nicht, dass sie sich an jedem einzelnen Wort festhalten!" Nun ich wünsche ihnen viel Glück. Aber ich will -- ich will, dass sie an jedem einzelnen Wort hängen!

Amazon.com: Deine Meinung zu Kritikern?

Lumley: Für Kritiker habe ich keine Zeit! Ein Literaturkritiker ist jemand der nicht schreiben kann, aber es liebt zu zeigen, was für ein wunderbarer Autor er doch geworden wäre, wenn er es könnte. Ich hatte diesen Typen tatsächlich mal zugehört -- ich hatte ihnen zugehört. Aber man kann es ihnen nie recht machen. Ich erinnere mich daran, dass einer mal sagte, "Niemand hat jemals eine Statue für einen Kritiker geschaffen." Das ist wahr! Das ist verdammt wahr.

Amazon.com: Einige Kritiker behaupten, das Du immer noch im Schatten von H.P. Lovecraft stündest.

Lumley: Früher war das ihr Lieblingsspruch: "Oh, Lumley könnte so gut sein, wenn er nur seine eigene Stimme fände." Was sie nicht registriert hatten war, dass ich zu dieser Zeit in der Armee war -- ich bin jetzt seit 17 Jahren aus der Armee draußen. Aber der erste Roman den ich nach dieser Zeit in der Armee schrieb war, Psychomech. Kein Zeichen von Lovecraft! Dann Psychsphere. Dann Psychamok! Dann House of Doors. Die NECROSCOPE-Reihe... Nirgendwo Lovecraft! Und jetzt, nach 18 Jahren, keine Spur von Lovecraft in meiner Arbeit. Aber ich höre immer noch den selben alten Spruch. Als ich damals in der Armee war, schrieb ich aus Vergnügen, als Hobbie. Die Armee war mein Lebensunterhalt. Aber selbst diese frühen Bücher fanden einen Platz bei den Verlegern und wurden veröffentlicht. Sie können so schlecht nicht gewesen sein - ich wurde dafür bezahlt. Ich wurde seitdem über die ganze Welt verteilt für sie bezahlt. Aber ich hatte immer meine eigene Stimme. Das verblüffende ist, dass die meisten dieser sogenannten Kritiker, die mir einst sagten eine eigene Stimme zu finden, ihre eigene mittlerweile verloren zu haben scheinen. Erstaunlich...

Amazon.com: Du hast eine starke Beziehung zu Deinen Fans. Wie groß ist deren Einfluß auf Deine Arbeit?

Lumley: In den letzten zehn Jahren hatten sie allen Einfluß der ganzen Welt. Seitdem die Leute die Möglichkeit haben, direkt mit mir über das Internet zu kommunizieren -- tatsächlich kommunizieren sie mit meiner Frau, Silky. Sie macht die ganze Computerarbeit, ich bekäme sonst nie etwas fertig. So oder so, ich sehe alles. Und ich beantworte alles - ich beantworte bis zu 50 E-Mails pro Tag. Also das ist jetzt nicht wieder eine Nacheifern Lovecrafts, der sich selbst "zu Tode" schrieb (mit seiner Korrespondenz) und nie irgendwelche Arbeit fertig bekam. Dieses hier sind Einzeiler: "Onliners": "Danke für die herzlichen Worte" oder "Hey, Ihr Kommentar macht mich sehr glücklich." Kurz, aber nicht formalistisch -- es kommt alles direkt vom Herzen. Ich versuche wirklich jedem zu antworten. Fans sind ein guter Grund um weiter zu machen, sie haben großes Vergnügen an meiner Arbeit und das ist sicherlich mit ein Grund für Schriftsteller weiter zu schreiben: anderen Menschen ein Vergnügen zu bereiten. Also, natürlich bauen mich solche Briefe oder Mails auf.

Amazon.com:Schon, aber vergessen die Fans dabei nicht, dass Autoren den ganzen Tag allein, "weggeschlossen" in einem stillen Raum sitzen müssen um solche Stories schreiben zu können?

Lumley: Du hast natürlich völlig recht, Stan, aber bei mir ist es nicht ganz so schlimm. Meine Tür steht immer offen. Ich habe eine schwarz-weiße Katze die immer rein und raus läuft und mich dadurch verwirrt, aber ohne das könnte ich nicht arbeiten! Vor langer Zeit hatte ich einen Wellensittich der auf meiner Schulter saß, oder auf meiner Schreibmaschine (in einer Zeit als es noch keine Textverarbeitungsprogramme gab) und mit mir nach den Tasten hackte. Ich habe auch immer Musik im Hintergrund laufen -- normalerweise Ray Charles. Irgendwas passiert immer; ich schalte niemals mein Telefon ab, also kann mich während der Arbeitszeit jeder anrufen. Ich tue auch alles um raus, in den Garten, zu gehen. Ich spiele mit der Katze, gehe herum, kümmere mich um die Blumen, gehe schwimmen -- alles lieber als an meinem Schreibtisch zu sitzen! [lacht] Aber da sitzt so ein kleiner Typ mit einer Peitsche in meinem Hirn und wenn ich der Arbeit mehr als ein paar Stunden pro Tag fernbleibe, schlägt er mich. Ich habe immer irgendwie im Hinterkopf, dass ich noch ein paar Seiten schreiben muss! Edgar Allen Poe nannte es einen "perversen Kobold". Das was Dich "dazu zwingt das zu tun, was nicht unbedingt getan werden muss, als Entschuldigung für all das was eigentlich getan werden müsste." Es kontrolliert mich nicht -- aber ich habe auch nicht die volle Kontrolle darüber!


 

HORROR ONLINE.COM INTERVIEW

Seine Vampire Machen Eine Menge Mehr Als Nur Blutsaugen
von Paula Guran

Brian Lumley schreibt nicht nur Romane (und Kurzgeschichten und Poesie), er schreibt Romanserien und Serien von Romanserien. Er scheint eine unaufhaltsame Naturkraft zu sein -- oder wenn man seine Thematik betrachtet, eine übernatürliche Kraft. Der sehr produktive britische Autor (über vierzig Bücher und noch kein Ende abzusehen) ist wohl am bekanntesten für seine "NECROSCOPE"-Reihe, ein prächtiges Gemälde mit starken Charakteren und einer ebensolchen Komplexität, die den unvergesslichen Harry Keogh, den Mann der mit den Toten spricht, mit der Spionage im Kalten Krieg und einer Vampirrasse aus einer anderen Welt kombiniert.

E-Branch: Invaders kam dieses Frühjahr bei Tor heraus und ist der erste Band der "E-Branch"-Trilogie, die die NECROSCOPE-Serie dann mit dreizehn Bänden beenden wird. Die ersten zehn NECROSCOPE-Bücher wurden, allein in den USA, zusammen 1.500.000 mal verkauft und sie werden momentan immer noch in neun anderen Ländern publiziert. (Tor hat insgesamt mehr als 2.000.000 Bücher von Lumley verkauft.) Auch Comics und ein Rollenspiel basieren auf der Geschichte des NECROSCOPE.

Lumley wartete zwei Dekaden um über Vampire zu schreiben. "Als ich Richard Mathesons I Am Legend las (Gott, wieviele Jahre ist das schon wieder her?), nahm es mir, in den ersten zwanzig Jahren meiner Karriere, den Mut oder besser, den Anlass, selber einen Vampirroman zu schreiben," sagt der Autor. "Aber wenn mal etwas in einem drin ist, will es auch wieder raus, also schrieb ich es letztlich ... Ich war mir bewußt das schon einiges an Vampirgeschichten geschrieben worden war und ich wollte Vampire die viel mehr tun als nur saugen. Sie mussten eine Geschichte haben, einen Ursprung, es musste einen verdammt guten Grund dafür geben, warum sie die Erde nicht schon längst unter ihre Herrschaft gebracht hatten, und so weiter. Es wurde sehr kompliziert und je mehr ich von der Geschichte erzählte, umso mehr gab es, was erzählt werden musste."

Er gibt zu, dass die Komplexität dieses, von ihm geschaffenen, Mythos‘ auch dessen Tod sein wird. "Das grosse Problem ist, dass, nachdem ich so viel Arbeit in die historische, geografische und politische (wenn man so will) Forschung gesteckt habe, dass ich nun in meinen eigenen Büchern nachforschen muss! Es gibt so viele laufende Erzählstränge, wenn ich da nicht aufpasse kann es passieren, dass ich mich darin verheddere. Das ist ein Grund, warum die Reihe wahrscheinlich mit dieser Trilogie enden wird. Es wird einfach zu kompliziert um es weiterzuführen."

Das erste Buch der Reihe NECROSCOPE, erschien 1986 und wurde fast sofort ein grosser Erfolg. Alle Bücher die diesem folgten wurden ähnlich erfolgreich. "Die NECROSCOPE-Romane haben etwas für jeden; und der NECROSCOPE selber, Harry Keogh, könnte JEDERMANN sein; ich meine, jeder von uns. Dieser Kerl hat wirklich schreckliche -- zur Hölle: fürchterliche! -- Kräfte, allerdings bekommt man das nur dann mit, wenn er sie tatsächlich nutzt. Die restliche Zeit ist er wie Du und ich, ein Mensch mit menschlichen Emotionen. Und weil wir uns selbst in ihm erkennen, müssen wir ihn einfach lieben. (Tatsächlich wird Harry sowohl von den Lebenden als auch von den Toten geliebt.) Ich habe keinen Leser getroffen, der nicht Harry Keogh sein möchte und keine Leserin, die nicht mit ihm ins Bett gehen möchte. Die Geschichten sind dicht und schnell und auch die anderen Charaktere sind so tief und real wie ich sie nur schaffen konnte. Schau, ich erzähle die Geschichten so, als ob sie wirklich passieren und es ist sehr leicht sich in einer guten Lüge zu verlieren."

Obwohl er schon in seiner Jugend Fan von Horror und Fantasygeschichten war, begann Lumley erst 1967, im Alter von fast dreißig Jahren, zu schreiben. Er absolvierte seinen Dienst bei der "Royal Military Police" in Berlin. "Ich hatte Nachtschicht am Schreibtisch und nicht viel zu tun. Ich las die Anthologien aus August Derleths‘ Arkham House Verlag." (Derleth und sein kleiner Verlag, Arkham House, war bekannt für die posthume Herausgabe und damit Popularisierung von H. P. Lovecraft.) "Sie halfen mir durch mehr als eine Nacht und formten Stil und Inhalt meiner ersten Geschichten. Meine ersten Geschichten schrieb ich tatsächlich im Dienst, an diesem Schreibtisch im Olympia Stadion in Berlin. Ich tippte sie ab und schickte sie Derleth, der sie kaufte."

Von da an war er nicht länger Teil der Fanszene, "Seit meiner Kindheit, 13 oder 14 Jahre früher, war ich nicht mehr Fan. Ich wusste nichts über professionelle Herausgeber und Veröffentlichungen. Und ich wusste absolut nicht, dass Derleth der Meister der Herausgeber phantastischer und düsterer Literatur war, der Mann der zuerst Van Vogt, Bradbury, Bloch, Leiber Lovecraft (natürlich) und so viele andere veröffentlicht hatte. Also, meine Geschichten waren einzeilig auf ziemlich ungewöhnlich formatigem Papier geschrieben, unnummeriert, in einer Ecke geheftet, gerollt, in eine Kartonrolle gestopft und per Post nach Wisconsin geschickt ... von Berlin! Es ist schon erstaunlich genug, dass sie überhaupt dort ankamen -- und dann las er sie auch noch! Man kann sich sicher gut vorstellen, wie er an seinem Schreibtisch saß und die Blätter schier festnageln musste um sie lesen zu können."

1981 kehrte Lumley ins Zivilleben zurück und begann vollzeit zu schreiben. Er schrieb -- neben einigen anderen Titeln -- die Science-Fiction "Psychomech"-Trilogie -- Psychomech (1984), Psychosphere (1984), und Psychamok! (1985) -- in der ein Held mit gesteigerten psychischen Fähigkeiten böse Jungs mit ähnlichen Fähigkeiten bekämpfte; Demogorgon (UK 1987, US 1992) zeigte den Nachkommen Satans, der mit seinen Superkräften seine dunkle Seite und seinen verfluchten Vater bekämpfte; vier Romane der "Sword & Sorcerey"-Reihe "Dreamlands" und, natürlich, die NECROSCOPE-Serie, mit der er 1986 begann.

Am Anfang war Lumleys Name eng verbunden mit dem von Lovecraft und seiner freizügigen Auslegung dessen Cthulhu Mythos in seinen Kurzgeschichten und seinen frühen Romanen -- der "Titus Crow"-Reihe Mitte bis Ende der 70er. Crow, ein Detektiv des Okkulten, schlägt sich mit Lovecrafts Monstern in einer fantastischen, überdimensionalen Leere herum. "Ohne Lovecraft hätte es keinen Titus Crow gegeben. Alle "Mythos"-Geschichten basieren natürlich auf HPL. Aber ein weiterer, grosser Einfluß war August Derleth, der Chef von Arkham House. Er betrachtete den Mythos aus einem anderen Winkel und wenn er das konnte, konnte ich das auch. Burroughs war vermutlich, ebenso wie Abraham Merritt, Clark Ashton Smith, Robert E. Howard und überhaupt diese ganze Gruppe, von einiger Bedeutung. Aber ich habe schon so viel über Lovecraft gesprochen und geredet, ich kann einfach nicht mehr. Warum können wir nicht einfach sagen: >Er war ein Original, einer der Größten und er hat so viele von uns beeinflußt, er ist wahrscheinlich einer der wichtigsten Eckpfeiler der heutigen "Weird Fiction"< und lassen es dabei?

Die Titus Crow und NECROSCOPE Bücher stehen auch als Metapher für den Kalten Krieg. "Die NECROSCOPE-Romane entwickelten sich mit dem, was tatsächlich in der Welt vorging, während sie geschrieben wurden. Die neue Trilogie wird ein paar Jahre in der Zukunft spielen, von daher ist das natürlich viel ‘raten‘. Es geht hauptsächlich um den Gegensatz Ökologie - Politik. Bisher hatte ich mit meinen Voraussagen immer Glück; der Kanal-Tunnel, den ich im zweiten Crow-Band (Transistion, 1975) erwähnte ist jetzt Realität. Aber ich kann ehrlich nicht sagen, ob er tatsächlich von den Sternensteinen von Mnar beschützt wird. Ich nehme mal an, eher nicht..."

Welten in der Zukunft? Fantastische andere Dimensionen? Sternensteine? Politik? Übertrat Lumley absichtlich die Genregrenzen um (s)eine Synthese aus Horror, Science-Fiction und Fantasy herzustellen? "Nein, dieses Genreübergreifen war nicht geplant. Ich habe nur versucht das Geschäft des Schreibens zu lernen, ich habe herumexperimentiert um herauszufinden was ich am besten kann und wo es mich hinführt. Das erste Taschenbuch von mir, The Burrowers Beneath, war eine Horrorgeschichte "nach Lovecraft". Die beiden Folgebände waren Science-Fantasy und das letzte Buch der Reihe, Elysia, war reine Fantasy. Ich habe einfach alles ausprobiert. Aber NECROSCOPE? Es beinhaltet Teile aus vielen Genres, aber doch hauptsächlich Horror. Wenn man es genau betrachtet machen die besten "Horror"-Filme das gleiche. Ist Bodysnatchers (Original und Remake) Horror oder Science Fiction? Was ist mit The Thing oder Alien oder Predator? Wird deutlich was ich meine? Andererseits sind Kurzgeschichten von mir -- wie Fruiting Bodies und The Sun, The Sea and The Silent Scream -- reiner Horror. Wenn mich jemand fragt was ich bin ... ich bin Horrorschriftsteller." Mit "Fruiting Bodies" gewann Lumley 1989 den British Fantasy Award und 1998 bekam er den "Grand Master Award" auf der "World Horror Convention".

Ein paar Jahrzehnte beim Militär sind üblicherweise nicht unbedingt das perfekte Trainig für die meisten Horrorautoren. Auch wenn der Autor wohl zustimmen wird, dass diese erste Karriere seine zweite vorangebracht hat, fühlt er ebenso, dass Schreiben ihm eine Möglichkeit zur Flucht vor einer Militärkarriere bot. "Die Armee brachte mich an Orte, zeigte mir eine Menge Dinge und ich traf die unterschiedlichsten Menschen -- Wasser auf die Mühlen des Autors. Aber an so trostlosen Orten wie Berlin 1967, war Schreiben soetwas wie eine Flucht."

Das Militär brachte Lumley auch den Geschmack aufs Reisen näher. Er besuchte oder lebte die Vereinigten Staaten, Zypern, Berlin, Malta und mehr als ein Dutzend griechischer Inseln. Er und seine amerikanische Frau, Barbara Ann, leben nun in Devon, aber sie reisen immer noch gerne und Lumley liebt speziell die Besuche am Mittelmeer, wo er sich dem Genuss von Moussaka hingeben und ein bisschen Retsina, Ousa und Metaxa trinken kann. Was würde er tun, wenn er nicht schreiben würde? "Es gibt eine Menge andere Dinge die ich nicht getan habe, Orte die ich nicht gesehen habe. Letztlich werde ich die Zeit für solche Dinge finden müssen, solange ich sie noch habe. Wir haben nur ein Leben und je älter wir werden um so klarer wird uns, wie kurz es ist. Es ist wie mit dem Geschichten erzählen. Schriftsteller sind im Unterhaltungsgeschäft und ich habe viel Spass daran, meine Leser zu unterhalten. Aber ich werde nicht länger zum schreiben gedrängt. Ich muss mich mittlerweile selber drängen."

Lumleys Bücher haben sowohl die Musik als auch die Lektüre inspiriert. "Es gibt eine englische Heavy Metal Gruppe die sich NECROSCOPE nennt; ich habe sie nie getroffen. In den Staaten gibt es eine Handvoll Gruppen, die mir Arbeiten gewidmet haben. Es gibt wohl keine Möglichkeit der Fehlinterpretation bei Titel wie ‘What Will Be Has Been‘, oder ‘From Northern Aeries to the Infinite Cycle of the Unborn Lord‘. Das waren Titel von einer CD der Gruppe ‘Epoch of Unlight‘. HEAVY!" Einer seiner engen Freunde in England ist Keith Grant-Evans von ‘The Downliners Sect‘. "Sect gibt es jetzt schon seit über 25 Jahren; kürzlich gab es eine neue CD von ihnen Dangerous Ground mit der Stimme >des Euren< bei ‘Escape From Hong Kong‘ und ‘Bookworm‘."

Aber Musik hat auch Lumley beeinflußt. "Als ich 15 - 16 war, hatte ich drei Hobbies: Rock‘n‘Roll, den Jive (den Tanz) und Science Fiction. Also ich rede hier von 1953, ‘54. Ich war Mitbegründer von NEZFEZ der ‘North-East Science Fiction group‘. Für gewöhnlich trafen wir uns in einer kleinen Stadt, in der Nähe von Newcastle, in einem Pub namens ‘The Red Lion‘ und sprachen über Bücher und sowas. Ich zeichnete und schrieb "Lyrik" für Fanzines (England und USA) mit Titeln wie CAMBER (Wölbung), PEON (Tagelöhner), SATELLITE usw. Das war meine, nunja, "intellektuelle" Seite. Aber ich kaufte mir auch die Vinylscheiben und lehrte den Jive in einer ‘Dance Hall‘. Wirklich -- mit 16! Hey, eine großartige Möglichkeit Mädchen kennenzulernen!"

"Also habe ich immer mit Musik gelebt," fährt Lumley fort. "Seit ich zehn Jahre alt war und mein großer Bruder all diese Platten aus Deutschland mitbrachte, nachdem er seinen Armeedienst abgeleistet hatte. Und ich liebte die Big Bands! Artie Shaw, Woody Herman, Benny Goodman, Gene Krupa, Glenn Miller, die Dorseys usw.! Heute habe ich eine wirklich gute Ray Charles Sammlung, die ich 1960 in Deutschland begann und seitdem ausbaute. Während ich schreibe höre ich gewöhnlich Ray Charles."

Und wo wird man Lumley in der Zukunft sehen? "Die Zukunft ist unsicher. Wir sind alle Zeitreisende, obgleich natürlich ziemlich langsame Zeitreisende. Wir bewegen uns nur mit einer Geschwindigkeit von einem Tag pro Tag, einen Schritt pro Schritt. Und vielleicht ist das ja der richtige Weg in die Zukunft: Ich werde es einfach auf mich zukommen lassen. Ich mein, es läuft jetzt schon seit 61 Jahren so, warum sollte ich jetzt etwas ändern? Etwas genauer: Wenn die E-Branch-Trilogie beendet sein wird, werde ich wohl eine Zeit lang zu den Kurzgeschichten zurückkehren, nur um im Geschäft zu bleiben -- oder sogar um wieder in dieses Geschäft zu kommen. Ich mein, es ist eine lange Zeit vergangen, seit ich Kurzgeschichten geschrieben habe. Und ich glaube ich freue mich darauf..."


Paula Guran, Herausgeberin von HorrorOnline.com berichtet oft über Autoren im DARKECHO NEWSLETTER, einem KOSTENLOSEN wöchentlichen E-Mail-Newsletter für Autoren und Kreative, in diesem Bereich. Email: darkecho@aol.com mit SUBSCRIBE als Betreff.
Mehr ihrer Autoreninterviews findet man bei DarkEcho Horror (natürlich in Englisch ;-).


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